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DIE VARNSDORFER KIRCHEN

Eine Kennenlerntour zu den Denkmälern der Region Ústí

Über die Ausstellung

Eine Kennenlerntour zu den Denkmälern der Region Ústí – Die Varnsdorfer Kirchen


Evangelický kostel,
pohlednice z roku 1906
Varnsdorf ist die Stadt mit der zweithöchsten Einwohnerzahl im Kreis Děčín (Tetschen). Seinerzeit handelte es sich um das größte Dorf der Habsburger Monarchie. Am 28. Juli 1868 wurde Varnsdorf zur Stadt ernannt. Anfang des darauffolgenden Jahres wurde die Zugstrecke zwischen Varnsdorf und Podmokly (Bodenbach) über Rumburk und Česká Lípa (Böhmisch Leipa) fertiggestellt. Verstärkt wurde an einer Anbindung an die sächsische Eisenbahn gearbeitet. Die verbesserte Infrastruktur beschleunigte die industrielle Entwicklung.
Die meisten Bewohner waren bereits in der frühen Neuzeit kulturell sowie konfessionell an die evangelische Kirche gebunden. Vor dem Dreißigjährigen Krieg glichen die Textilherstellung und der Handel die schlechte Bodenqualität und die damit zusammenhängende Gefahr einer Hungersnot aus. Das war die erste Phase wirtschaftlicher Konjunktur. Nach der Verneuerten Landesordnung im Jahre 1627, die den Protestanten vorschrieb, zum katholischen Glauben zu konvertieren oder das Land zu verlassen, entschied sich der Großteil der ortsansässigen ins benachbarte Sachsen zu gehen. Ökonomischen Auftrieb für die Region brachte der bedrohliche Österreichische Erbfolgekrieg und 1742 der Verlust Schlesiens als größten wirtschaftlichen Konkurrenten der Monarchie. Den gestiegenen Bedarf an Textilprodukten mussten die nordböhmischen Handwerker ausgleichen, die durch eine Reihe an Handels- und Fabrikprivilegien der aufgeklärten Monarchen Maria Theresa und Josef II. unterstützt wurden.
Seit dem 9. April 1849 gehören die angrenzenden Dörfer Neuwarnsdorf, Floriansdorf, Karlsdorf, Altfranzenthal, Neufranzenthal und Altwarnsdorf zur Gemeinde Warnsdorf mit 9600 Einwohnern. Die industrielle Entwicklung wurde durch den Krieg zwischen Österreich und Preußen im Jahre 1866 kurz unterbrochen, da sich das Heer oft in der Stadt aufhielt und Lebensmittel sowie Futter beschlagnahmte. Als bedeutende Textilfabrik ist die von Anton Fröhlich gegründete, auf die Herstellung von Samt spezialisierte, Firma hervorzuheben. Eine wichtige Rolle spielte der Fabrikant Andreas Hanisch, der sich auf Baumwoll- und Wollstoff sowie Halbseide spezialisierte. Der Wirtschaftszweig wurde stärker und mit ihm stieg auch die Anzahl der Bewohner verschiedener Konfession.

Johann Gruss,
Požár Varnsdorfu, 1829
Die konfessionelle Vielfalt der Stadt zeigt sich in der Anzahl der Kirchen. In unserer Aufzählung fehlt die Kirche in Studánka (Schönborn), das erst 1980 eingemeindet wurde. Die zweite Hälfte des 19. und der Anfang des 20. Jahrhunderts waren für den Schluckenauer Zipfel und auch für Varnsdorf sehr lebendige Jahre der Kirchengeschichte. Den Spitznamen „Schwarze Ecke“, der von der typischen Farbe der Talare abgeleitet wurde, bekam diese Region nicht zufällig. Ein bedeutendes Ereignis stellte das sogenannte Philippsdorfer Wunder in der Nacht zum 13. Januar 1866 im nahegelegenen Filipov (Philippsdorf) dar. Damals wurde die Weberin Magdalena Kade von ihrer langwierigen und schweren Krankheit geheilt, als ihr die Mutter Gottes erschien. An der Stelle deren Erscheinung wurde in den Jahren 1873 bis 1885 die Kirche der Hilfreichen Jungfrau Maria erbaut, die zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte nördlich der Alpen wurde. Der Ansturm der Pilger ließ auch nach Ende der Monarchie nicht nach und dauert bis heute an. Zur gleichen Zeit wurde auch die katholische Kirche in Studánka (Schönborn) gebaut, da man sich erhoffte sie könnte zur Zwischenstation auf dem Weg nach Filipov werden.
Die wachsende Anzahl der katholischen Bewohner Varnsdorfs war gleichzeitig eine der Ursachen für den Bau der neuen Kirche des Heiligen Karl Borromäus im ehemaligen Karlsdorf. Heute ist sie eher unter dem Namen „Kirche ohne Turm“ bekannt.
In der Stadt bilden zwei Kirchen anderer Konfessionen das Gegengewicht zu den katholischen: die Evangelische Friedenskirche und eine altkatholische Kirche. Die Liberalen unter den Varnsdorfer Katholiken waren nicht begeistert von den Ergebnissen des ersten Vatikanischen Konzils des Papstes, das in den Jahren 1869 bis 1870 erhoben wurde. Die Gläubigen schlossen sich im Geiste der Los-von-Rom-Bewegung neu entstehenden Kirchen an, die Halt in der frühchristlichen Lehre suchten. Die Stadt Varnsdorf wurde bis zum Ende der Monarchie zum bedeutendsten Zentrum dieser Kirche. Die Anzahl der Protestanten war ebenso hoch und sie wollten ihr eigenes Gotteshaus haben. So wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts innerhalb eines Jahres eine neue Kirche für diese Konfession gebaut.
Das Wahrzeichen der Stadt blieb die katholische Barockkirche des Heiligen Petrus und Paulus. Im Jahre 1829 wurde sie durch einen Brand stark beschädigt, wurde jedoch bald rekonstruiert. Sie ist und bleibt die dominanteste unter den Stadtkirchen Varnsdorfs.
Am Bau der Gotteshäuser lässt sich nahezu der komplette kulturelle, geistliche und wirtschaftliche Aufschwung der Stadt von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs erkennen. Die Zeit des Gedeihens zwischen den beiden Weltkriegen war recht kurz und nach 1945 veränderte sich die Situation der Stadt bedeutend.
Der Gesellschaftswandel betraf auch die beschriebenen Gotteshäuser. Die neuen Bewohner hatten kaum Bezug zu den bestehenden kirchlichen Denkmälern und die politische Situation während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bekam dem religiösen Leben ebenso nicht gerade gut. Die Objekte begannen unaufhaltsam zu verfallen. Heute stehen alle erwähnten Gebäude unter Denkmalschutz und dank großer Bemühungen derer, denen das Kulturerbe der Tschechischen Republik nicht gleichgültig ist, gelingt es, den Zustand der Kirchen in Varnsdorf zu verbessern.

Kirchenführungen

Die Kirche des Heiligen Franz von Assisi

Die Kirche des Heiligen Franz von Assisi
Bauleiter: Gube aus Šluknov (Schluckenau)
Erbaut: 1869–1872
Im Jahre 1833 war die Gemeinde noch in Stará und Nová Studánka (Alt- und Neu-Schönborn) unterteilt. Nová Studánka gehörte zur Kirchgemeinde in Varnsdorf, Stará Studánka nach Jiřetín pod Jedlovou (St. Georgenthal). Der Ort liegt an der Hauptstraße, die von Rumburk über Varnsdorf nach Zittau führt. In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts gab es hier eine Post, eine Kneipe, ein Forsthaus und ca. 245 Häuser mit 1751 Einwohnern.
Die Pfarrei wurde 1874 kanonisch errichtet. Die Kirche des hl. Franz von Assisi wurde 1869 bis 1872 in Studánka erbaut und wurde seitdem kaum umgebaut. Sie befindet sich im Norden des Dorfes an einer Kreuzung. Die Straße auf der östlichen Seite führt von Dolní Podluží nach Rumburk und die auf der nördlichen Seite biegt von dieser in Richtung Krásná Lípa (Schönlinde) ab.
Die Kirche des hl. Franz von Assisi wurde am 13. Oktober 1872 feierlich eröffnet. Zu Beginn war sie nur sehr einfach ausgestattet, wurde später jedoch großzügig mit Mobiliar bestückt. Die Einweihung der Glocken fand am 5. November 1872 statt. 1874 begann der Bau des benachbarten Pfarrhauses. Die Kirche verfügte über eine Orgel mit 507 Pfeifen. Erschaffen wurde sie vom Prager Orgelbauer Karl Schiffner. Die Vorbereitungen für den Bau begannen bereits im Jahre 1863. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 28. Juli 1869 statt – am gleichen Tag wie die Eröffnung der örtlichen Schule. Die Schönborner Bewohner legten beim Bau selbst mit Hand an. Die Kirche wurde vom Vikar Schubert aus Jiříkov am 13. Oktober 1872 geweiht. Bauleiter war ein gewisser Gube aus Šluknov, dem nachgesagt wird, dass er durch den Bau viel Geld verlor. Darüber, dass eine so kleine Gemeinde eine derartig große und prächtige Kirche bekommen sollte, wunderte man sich schon während des Baus. Kurz nach Fertigstellung wuchs die Annahme, dass die Baupläne in Litoměřice (Leitmeritz) vertauscht wurden und die Kirche deshalb größer als geplant ist, was letztendlich zum Bankrott des Bauleiters führte. Eine andere Erklärung könnte die Nähe zu Filipov (Philippsdorf) sein, das Ende des 19. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Wallfahrtsort wurde. Die Kirche in Studánka sollte zur Station auf dem Pilgerweg nach Filipov werden. Der erste Pfarrer in Studánka war ein gewisser Jakob Kindermann, der bis zu seinem Tode am 17. November 1885 hier tätig war und auf dem nebenliegenden Friedhof begraben liegt.
Der Altarraum ist nicht wie üblich nach Osten, sondern nach Süden ausgerichtet. Die Kirche des Hl. Franz von Assisi in Studánka verfügt über ein Kirchenschiff mit einem wenig ausgeschmückten Querschiff und einem prismatischen Turm an der nördlichen Hauptfront. Der Altarraum schließt mit drei Seiten eines regelmäßigen Achtecks ab und hat an der westlichen Seite einen Anbau. Die Kirche wurde im neoromanischen Stil unter Verwendung einiger neogotischer architektonischer Elemente errichtet.
Das Kirchenschiff verfügt über ein Kreuzrippengewölbe. Der Altarraum hat ein Melonengewölbe, welches ebenfalls mit Stuckrippen versehen ist. Die fünf Glocken im vierten Stock sind noch in kompletter Anzahl vorhanden. Drei davon sind offensichtlich seit dem Ersten Weltkrieg aus Eisen. Die Kirche wurde für insgesamt 700 Gläubige gebaut. In den Innenraum wurde ein Kreuzweg eingebaut, den der örtliche Bildhauer Dominik Rudolf erstellt hat. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche gestrichen und Seitenaltare eingebaut, die teilweise von Losef Liebsch angefertigt wurden.

Die Dekanatspfarrkirche des Heiligen Petrus und Paulus

Die Dekanatspfarrkirche des Heiligen Petrus und Paulus
Architekten: Josef Eiselt und Jan Václav Kosch
Erbaut: 1766–1777
Ein Sommergewitter sorgte für den Bau dieses Gotteshauses. Am 8. August 1740 schlug ein Blitz in die alte, mittelalterliche Kirche in Varnsdorf ein und beschädigte sie stark. Zu dieser Zeit war sie der Anlaufpunkt für fünftausend Katholiken. Deshalb wandten sich die Gemeindeglieder mit der Bitte um den Bau einer neuen Kirche an den Fürsten Liechtenstein.
Dank historischer Berichte und Zeichnungen kann das Aussehen der alten Kirche grob rekonstruiert werden. Es handelte sich um ein mittelalterliches Bauwerk, das sich an der Stelle der heutigen Kirche befand. Es war bedeutend kleiner, mit einem länglichen Schiff, das fließend in einen halbkreisförmigen Altarraum überging. An das Schiff schloss von südlicher Seite ein Vorraum an und von Norden eine Sakristei. Aus der Westfront ragte ein einfaches Portal hervor. In der Mitte des Holzdaches befand sich ein eckiger Glockenturm.
Nach dem erwähnten Gewitter vergingen allerdings sechsundzwanzig Jahre, bevor die alte Kirche abgerissen und eine neue gebaut wurde. Fürst Liechtenstein investierte in die Kirche 6 500 Gulden sowie das nötige Material. Der Rumburger Bauleiter Josef Eiselt legte 1765 das Fundament für den Neubau und die alte Kirche des hl. Petrus und Paulus wurde abgerissen. Dabei fiel der Kirche eine bedeutende Menge an Grabsteinen zum Opfer.
Die feierliche Grundsteinlegung für die neue Kirche fand am 26. Juni 1766 unter Beteiligung des Fürsten Josef Wenzel Liechtenstein statt. Das erste Baujahr verlief unter der Leitung von Josef Eiselt. Der Aufstand der Gemeindeglieder gegen die Beitragszahlung bedeutete jedoch die Einstellung der Subventionen des Fürsten. Für erneuten Geldfluss sorgte erst Franz Josef I. Liechtenstein, der Sohn des Fürsten Josef Wenzel, im Jahre 1772. 1775 wurden die Bauarbeiten erneut durch Unruhen unterbrochen. Die Kirche wurde 1777 fertiggestellt. Sie war großzügig konzipiert und bot Platz für zweieinhalbtausend Menschen. Der Turm wurde 1832 errichtet, nachdem dessen Vorgänger im Jahre 1829 durch einen Brand einstürzte.
Die zwischen dem Schiff und Alterraum platzierte Kanzel wurde vom Bildhauer Josef Schille aus Jiřetín (Georgenthal) entworfen und vom Rumburger Tischler Gottfried Pettersche angefertigt. Der Hauptaltar stammt aus den Jahren 1780-1781 aus der Feder des Architekten Johann Martin Hennevogel aus Ebenburg. Das Altargemälde mit dem Motiv des heiligen Petrus und Paulus auf der römischen Richtstätte malte Maria Theresias Hofmaler aus Wien Johann Nepomuk Steiner. Die Orgel wurde von den beiden Zittauern Leonard Balthasar Schmahl und Valentin Engler 1782 eingebaut. Nach dem Brand der Kirche im Jahre 1829 wurde sie von Orgelbauern aus Neugersdorf umgebaut.
Die Kirche des heiligen Petrus und Paulus besteht aus einem Hauptschiff mit zwei Seitenkapellen und einem halbkreisförmigen geschlossenen Altarraum. An den Seiten befinden sich die Kapelle der Jungfrau Maria und die Sakristei. Aus der Westfront ragt ein Vorsprung mit einem dreieckigen Giebel hervor. An diesen schließt ein prismatischer Turm mit einer Kuppel an, die mit länglichen Fenstern und einer Supraporte mit auffälligem Sims unterbrochen wird. Der Sims wird an allen vier Seiten von runden Zifferblättern ausgefüllt Die umfangreiche Deckenmalerei wurde wahrscheinlich erst 1777 fertiggestellt. Inhaltlich orientiert sie sich am Leben der Apostel Petrus und Paulus. Drei Gewölbefelder im Kirchenschiff und eins im Altarraum sind mit Malereien geschmückt. Erstes Gewölbefeld im Kirchenschiff: Jesus Christus verleiht dem heiligen Petrus die Löse- und Bindegewalt. Zweites Feld: Paulus bekehrt sich zum Glauben. Drittes Feld: Folterung der beiden Heiligen auf der römischen Richtstätte. Im Altarraum: Die Apostel in ihrer überirdischen Pracht. Die Schöpfer dieser Deckenmalereien sind Anton Donát und Josef Menschel, unterstützt vom Sohn des Geldgebers, Andreas Hanisch. Außerdem half ihnen wahrscheinlich der Maler Ignatz Goldberg, bei dessen Nachkommen, dem Krippenmaler Franz Goldberg, Skizzen für die Darstellung der Kreuzigung des Petrus und der Enthauptung des Paulus gefunden wurden.

Die Kirche des Heiligen Karl Boromäus

Die Kirche des Heiligen Karl Boromäus
Architekt: Anton Möller
Erbaut: 1904–1911
„Die Kirche ohne Turm“, unter diesem Namen ist das Gotteshaus in Varnsdorf und Umgebung eher bekannt, als unter seinem tatsächlichen Patron. Das Aussehen der Kirche kann man in die Hochgotik einordnen. Die Details des Maßwerks sind vergleichbar mit den Werken großer Meister wie beispielsweise Josef Mocker, dem Architekten der Fertigstellung des Prager Veitsdoms. An den Säulen sind deutliche Ansätze des Jugendstils erkennbar.
Die Kirche des Heiligen Karl Boromäus ist die zweite römisch-katholische Kirche in Varnsdorf. Die dauernd wachsende Einwohneranzahl führte Ende des 19. Jahrhunderts dazu, dass die alte Barockkirche nicht mehr ausreichte. 1901 wurde der Verein zum Bau der römisch-katholischen Kirche in Varnsdorf gegründet. Für den Bau der Kirche wurde ein Grundstück im VI. Stadtbezirk, im sogenannten Karlsdorf gewählt, das weit genug vom Stadtzentrum mit der Kirche des Heiligen Petrus und Paulus entfernt lag. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 23. Mai 1904 statt, die Weihe am 3. September 1911.
Den Bau der Kirche leitete Franz Rott aus Varnsdorf nach dem Projekt des Stadtarchitekten Anton Möller (1864–1927), der aus Schönborn (Krásná Studánka) bei Liberec (Reichenberg) stammte. Bei der dynamischen Entwicklung der Stadt Varnsdorf spielte Möller eine wichtige Rolle. Aus seiner Position heraus beteiligte er sich an der Urbanisierung, der Regulierung der Mandau sowie an öffentlichen Bauwerken. Er war Schöpfer der historisierenden Architektur und nahm gleichzeitig den damals modernen Trend des Jugendstils wahr, den er in seinen Werken raffiniert einsetzte. Dies zeugt von der fachlichen Genialität des Autors. Die Aussichtsgaststätte auf dem Hrádek (Burgsberg), oder der Schlachthof auf der Plzeňská ulice (Pilsner Straße) gehören ebenfalls zu seinen Werken, die bis heute bestehen. Außerhalb der Stadt Varnsdorf sind noch die Kapelle des Heiligen Josef im nahen Rybniště (Teichsatt) und die Kirche des Heiligen Bonifazius in Dolní Hanychov (Nieder Hanichen) in der Region Liberec zu erwähnen.
Die Kirche ist von den Folgen beider Weltkriege gezeichnet. Zur Einweihung im Jahre 1911 war der Bau des Turmes noch nicht beendet und weder während noch nach dem Ersten Weltkrieg gab es dafür genug Geld. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen die ursprünglichen Bewohner die Stadt und die Anzahl der Gottesdienstbesucher sowie der Gottesdienste selbst sank. Bis heute wird die Kirche nur gelegentlich genutzt.
Die Kirche des Heiligen Karl Boromäus ist mit ihrem monumentalen hallenartigen dreiteiligen Kirchenschiff mit Querschiff und fünfseitigem Altarraum sehr großzügig konzipiert. Der nicht fertiggestellte Turm sollte steil und pyramidenförmig sein. Trotzdem er unvollständig ist, beträgt seine Höhe mehr als 66 Meter. In der Kirche gibt es 800 Sitz- und 1000 Stehplätze. Die architektonischen Elemente bestehen aus Pirnaer Sandstein. Die Sockel und Stufen sind aus Granit. Der Innenraum ist bemalt, das Hauptaugenmerk wurde auf den Altarraum mit dem Himmelsgewölbe gelegt, der durch bemalte Fenster erleuchtet ist. Eine Besonderheit ist der eiserne Dachstuhl über dem Altarraum von der Prager Maschinenbau Aktiengesellschaft (Pražská strojní akciová společnost). Das Dach stammt aus Braňany (Prohn) bei Bílina.
In der Nähe der Kirche entstand seit dem Jahr der Einweihung nach und nach ein Kreuzweg mit vierzehn Stationen von Franz Eger. Zur Zeit der Ersten Republik wurde

Die Altkatholische Kirche der Verwandlung Christi

Die Altkatholische Kirche der Verwandlung Christi
Architekt: Gustav Stolle
Erbaut: 1873–1874
Die altkatholische Gemeinde in Varnsdorf ist die älteste in Tschechien. Offiziell gegründet wurde sie am 16. März 1872 beim Gründungstreffen der altkatholischen Glaubensgemeinde. Die ersten Gottesdienste fanden Ostern 1872 statt. Am 27. August 1872 fiel die Entscheidung, dass die Kirchgemeinde ihre eigene Kirche bauen darf. Die ersten altkatholischen Zusammenkünfte fanden im Saal der Gaststätte Koloseum und in den Räumlichkeiten des Kaufhauses von Franz Richter, einem Gemeindemitglied, statt. Franz Richter stellte anschließend ein Baugrundstück auf dem Schürzberg zur Verfügung, es gab eine öffentliche Spendenaktion und die Eskomptní banka half mit einem Kredit.
Mit dem Bau begann man im Jahre 1873 nach den Plänen den Architekten Gustav Stolle. Am Sonntag, den 27. Dezember 1874 wurde das neue Gotteshaus als Christuskirche geweiht. Die Kirchweihe wurde rauschend gefeiert. Mehr als viertausend Bürger zogen in einem Umzug heran, bei dem die Kapelle des Veteranenvereins spielte. Es waren die Turner dabei, die Feuerwehr und Mitglieder der umliegenden altkatholischen Gemeinden. Gleich in der ersten Woche fanden elf Taufen in der neuen Kirche statt. Ende 1880 begann der Bau des benachbarten Pfarrhauses. Zu dieser Zeit predigte hier der spätere altkatholische Bischof Miloš Čech (Armandus Czech), der Bruder des Schriftstellers Svatopluk Čech.
Die Altkatholische Kirche entstand als Reaktion auf einen umstrittenen Punkt des ersten Vatikankonzils aus den Jahren 1869 bis 1870, besagte, dass die Aussagen des Papstes bezüglich Glaubensfragen ausnahmslos gültig seien.
Besonders die liberalen deutschen Katholiken sahen in der strikten Unterordnung der Römischen Kurie eine Bedrohung der errungenen Freiheit. Die Varnsdorfer altkatholische Kirche war aus ideologischer Sicht ein Gegengewicht zu den Wallfahrtsorten Böhmens – Bohusudov (Mariaschein) und vor allem dem unweiten Filipov (Philippsdorf), wo die wundersame Heilung der Magdalena Kade im Jahre 1866 den Bau der dortigen Wallfahrtskirche bewirkte und das kleine Dorf in ein nordböhmisches Lourdes verwandelte. Die offizielle Anerkennung der altkatholischen Kirche geschah am 8. November 1877 durch eine Verordnung des Kultus- und Innenministeriums.
Zur Vierzigjahrfeier der Herrschaft des Kaisers Franz Josef I. im Jahre 1888 wurde das Bischofsamt für das gesamte Reich von Wien nach Varnsdorf verlegt. Seit Gründung der Republik hatte der Varnsdorfer Bischof nur die böhmischen und mährischen Altkatholiken verwaltet. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Gemeinde Schwierigkeiten und 1995 wurde das Bistum formal nach Prag verlegt. Die Varnsdorfer Kirche blieb als Konkathedrale bestehen.
Die Kirche ist ein längliches, neoklassizistisches Gebäude mit einem polygonalen Altarraum und einem mittigen vierseitigen, oben vieleckigen Turm. 1882 wurde der Altar mit einer Alabasterstatue von Vincenc Pilz versehen, die später sogar beleuchtet wurde. Das Haupt- und die Seitenschiffe haben ein Flachdach. Das Satteldach ist aus Blech, laut älteren Abbildungen war es früher mit Schiefern gedeckt.
Die Kirche wurde 1938 rekonstruiert. Währenddessen fanden die Gottesdienste in der evangelischen (roten) Kirche statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sämtliche Erinnerungen an die deutschsprachige Vergangenheit gewaltsam entfernt. Selbst die Gedenktafel der Gefallenen im Ersten Weltkrieg hat dies nicht überstanden. In den Jahren 1956 bis 1968 war die Kirche komplett geschlossen. Zu dieser Zeit befand sich der Bistumsverwalter Augustin Podolák im Gefängnis. 1977 wurde die Kirche aufgrund ihres schlechten Zustandes erneut geschlossen. Dank Spenden aus dem Ausland konnte die allmähliche Rekonstruktion beginnen. 1996 wurde das Gotteshaus erneut zur Kirche der Verwandlung Christi geweiht. Zusammen mit der Rekonstruierung der Kirche in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde auch das benachbarte Pfarrhaus mit der Hausnummer 1232 in Stand gesetzt. Hierbei handelt es sich eigentlich um den Bistumssitz, der in den Jahren 1880 bis 1881 gebaut wurde.
Zur Altkatholischen Gemeinde Varnsdorf gehörten auch Dolní Podluží (Niedergrund), Hrádek nad Nisou (Grottau), Krásná Lípa (Schönlinde), Rumburk sowie die Ortsgruppen Děčín (Tetschen) und Podmokly (Bodenbach), Ludvíkovice (Losdorf) und Folknáře (Falkendorf). 1908 wurde ein Teil dieser Gemeinden an die Pfarrei in Krásná Lípa (Schönlinde) übergeben.

Die Evangelische, sog. „Rote“ Friedenskirche

Die Evangelische, sog. „Rote“ Friedenskirche
Architekt: Woldemar Kandler
Erbaut: 1904–1905
Die rot glasierten Ziegelsteine gaben diesem Gotteshaus seinen Namen. Die Kirche mittelalterlichen Charakters wurde durch die nordeuropäische Gotik der deutschen Gebiete inspiriert. Sie dominiert über einem kleinen Park und prägt das Panorama der Stadt.
Kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts benötigten die Lutheraner eine neue Kirche. Die Anzahl der ortsansässigen Protestanten war auf 800 gestiegen. Bis zu diesem Zeitpunkt war es üblich, die unweite altkatholische Kirche zu nutzen. Die Pfarrertätigkeiten übernahm vorerst der Rumburger Pfarrer. 1902 wurde noch in der altkatholischen Kirche der Vikar und spätere Pfarrer Jonathan Zwar eingesetzt. 1903 entstand eine eigenständige evangelische Pfarrei und Gemeinde. Gleichzeitig begannen die ersten Bemühungen um den Bau einer Kirche. Rudolf Heinzel, der Professor der örtlichen Handelsschule, gründete den Verein zur Erbauung der evangelischen Kirche in Varnsdorf, der eng mit dem Gustav-Adolf-Werk kooperierte. Diese Stiftung unterstützte neu gegründete Gemeinden beim Kirchenbau und finanzierte auch den Großteil der Varnsdorfer Kirche.
Zur Grundsteinlegung der neuen evangelischen Kirche gab es am 16. Mai 1904 große Feierlichkeiten. Von der Statue des Kaisers Franz Josef aus durchquerte ein Festumzug die ganze Stadt. Am Ort der Grundsteinlegung wurden feierliche Reden gehalten. Der Oberkirchenrat und gleichzeitig Vorsitzende des Gustav-Adolf-Werks, Franz Wilhelm Dibelius aus Dresden sprach der Kirche ihren Friedensauftrag zu, der auch in deren Namen auftaucht, und betonte die Verdienste seines Vereins. In den Grundstein wurde eine Feierschrift hineingelegt. Bereits am 3. Dezember des darauffolgenden Jahres wurde die Kirche eingeweiht. Beide Jahreszahlen (Grundsteinlegung und Einweihung) sind in die Sockel des Triumphbogens eingraviert.
Die Kirche wurde vom Architekten Woldemar Kandler, einem Kirchenbauspezialisten projektiert. Kandler absolvierte die Dresdner Akademie der Künste. Sein Hauptwirkungsbereich blieb das böhmisch-sächsische Gebiet, wo er vor allem um die Jahrhundertwende eine Reihe an Kirchen entwarf. In Tschechien handelt es sich dabei neben Varnsdorf zum Beispiel um die evangelischen Kirchen in Habartov (Habersbirk) bei Sokolov (Falkenau) und in Bystřany (Wisterschan) bei Teplice (Teplitz). Außerdem arbeitete er gemeinsam mit dem Architekturbüro Schilling & Graebner an der Kirche in Chabařovice (Karbitz) bei Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe). Die Varnsdorfer Kirche wurde nach dem Vorbild der Arbeit der Architekten in Wilsdruff und Bühlau (Dresden) erschaffen.
Die Reichweite der Varnsdorfer lutherischen Kirche beschränkte sich nicht allein auf die Stadt. Zur Gemeinde gehörten auch Horní und Dolní Podluží (Ober- und Niedergrund) und nach 1910 auch Jiřetín pod Jedlovou (St. Georgenthal), Rybniště (Teichstatt) sowie die Dörfer entlang der Kamenice (Kamnitz).
Aufgrund der Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg und der allgemeinen Verbreitung des Atheismus verfällt das Objekt seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Ab 1951 war es Eigentum der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche. 2015 übernahm die Stadt Varnsdorf die Kirche und begann mit der Rekonstruktion dieses bedeutenden kulturellen Denkmals, das an die damalige Größe der Stadt an der Mandau erinnert.
Die Rote Kirche besteht aus einem Hauptschiff mit polygonalem Altarraum und einem Querschiff. An der Mittellinie der südöstlichen Front des Kirchenschiffes befindet sich ein Turm mit pyramidenförmigem Dach. Entlang der Seiten des Innenraums verlaufen Emporen. Die Orgelempore befindet sich in jämmerlichem Zustand. Die Kirche wurde aus glasierten ziegeln erbaut und ist von innen weiß verputzt. Die Tragelemente (Gewölberippen, Säulen) sind auch im Inneren mit Ziegeln hervorgehoben. Die Einrichtung wurde nicht erhalten. Früher standen zwei Bankreihen in der Kirche und den Altarraum schmückte ein einfacher Altar mit Kruzifix. Der Haupteingang an der Westfront des Turmes ist mit dem Relief des segnenden Christus verziert, welches der Bildhauer Eduard Henze aus Dresden anfertigte. Die Fenster sind bemalt. Der Triumphbogen ist mit der Aufschrift „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken“ aus Matthäus 11, Vers 28 versehen.

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